Insgesamt 395 Personen aus 46 Suchtberatungsstellen, 47 Selbsthilfegruppen und 7 Kliniken haben in diesem Jahr an einer Befragung zur Nutzung von Selbsthilfegruppen für Glücksspielende teilgenommen und dabei großes Engagement bewiesen.
Die Forschungsgruppe Glücksspielsucht der Universität Bremen hat mit Unterstützung zahlreicher Kontaktpersonen aus der professionellen Hilfe sowie der Selbsthilfe Angaben zu fünf Themenbereichen gesammelt. Alle Teilnehmenden wurden schriftlich zum soziodemographischen Hintergrund, zum Glücksspielverhalten und -erleben sowie zur Nutzung von Hilfeangeboten befragt. Zwei weitere Themenbereiche – Teilnahme in der Selbsthilfegruppe und Gestaltung der Selbsthilfegruppe – richteten sich nur an die Personen, die eine Selbsthilfegruppe besuchten.
Die Daten dienen als Basis für zwei Untersuchungen, die erst im Sommer 2020 abgeschlossen werden. Unter dem Titel „Die Bedeutung der Selbsthilfe in der Versorgung pathologischer Glücksspieler*innen“ analysiert die Forschungsgruppe im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport die grundsätzliche Nutzung spezifischer Selbsthilfegruppen für Glücksspielende, während eine Doktorarbeit sich der Frage widmet, welche individuellen Unterschiede sich dabei zeigen. Da der Zeitraum zwischen Datenerhebung und Ergebnisveröffentlichung für interessierte Teilnehmende recht lang werden kann, sollen sie an dieser Stelle – quasi als Appetitanreger – schon einmal ausgewählte vorläufige Ergebnisse zu lesen bekommen.
Nach der notwendigen Datenbereinigung umfasste die Stichprobe 355 Personen mit einem Durchschnittsalter von rund 43 Jahren. Die Befragten konnten zu sechs Glücksspielformen angeben, ob diese in ihrem Leben zu Problemen geführt haben. Mehrfachangaben waren möglich. Am häufigsten wurde das Automatenspiel in Spielhallen und gastronomischen Betrieben genannt (78%), auf dem zweiten Platz gefolgt von Online-Kasinos (28%) und an dritter Stelle vom Automatenspiel in Spielbanken (25%).
Die top drei Gründe, sich nur zögerlich Hilfe zu suchen, waren
• „Ich dachte, dass ich damit alleine fertig werde.“
• „Ich wollte mir nicht eingestehen, dass ich Hilfe brauchte.“
• „Ich wollte mir nicht eingestehen, dass ich süchtig sein könnte.“
Die geringste Zustimmung fanden dagegen die Aussagen, dass nicht bekannt war, wo Hilfe zu bekommen ist und dass der Gedanke vorherrschte, eine Behandlung würde zu viel Zeit und Energie kosten. Inwiefern 12 mögliche Gründe sie bisher speziell vom Besuch einer Selbsthilfegruppe abgehalten haben, gaben die 115 Befragten an, die zum Zeitpunkt der Erhebung ausschließlich professionelle Hilfe nutzten. Einzig die Aussage „Ich bekomme bereits genug Hilfe“ traf im Durchschnitt eher zu. „Ich bin skeptisch, ob mir das etwas bringt“ lag in der Zustimmung zwar an zweiter Stelle, traf jedoch durchschnittlich eher nicht zu.
Für die 240 Mitglieder von Selbsthilfegruppen war die wichtigste damit verbundene Hoffnung, aus der Erfahrung anderer Betroffener zu lernen. Als die drei größten positiven Effekte der Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe wurden bewertet:
• „Ich sehe die eigene Situation klarer.“
• „Die Gruppe hilft, Rückfälle zu vermeiden.“
• „Ich bekomme Anregungen und Lösungsansätze für meine Probleme, z. B. Konflikte in der Familie.“
Links zu den Veröffentlichungen der vollständigen Ergebnisse wird es voraussichtlich ab Sommer 2020 bei Dr. Tobias Hayer (Studienleitung, www.tobha.de) und Lydia Girndt (Doktorandin, www.lydia-girndt.com) geben.