Diese Frage wird derzeit angesichts geschlossener Casinos, Spielhallen und Wettbüros in verschiedenen Online-Gruppen unter Glücksspielern diskutiert.
Die einen vermuten, dass nun viele zu den Online-Glücksspielen wechseln, die anderen berichten, dass diese Zeit der geschlossenen Spielhallen schon geholfen hat, nicht mehr ans Spielen zu denken. Was ist die Realität? Was kann man plausibel über das derzeitige Glücksspielverhalten annehmen?
Grundsätzlich hilft dem Süchtigen jeder Abstand zu Glücksspielangeboten, um diese besser meiden zu können. Das Spielverlangen unter Kontrolle zu bringen fällt leichter, wenn der Automat weit, weit weg ist, als wenn er im Kopf schon eine Straße weiter in der nächsten Kneipe „ruft“. Natürlich gibt es auch Glücksspieler, die zig Kilometer fahren, um spielen zu können, das dürfte jedoch nicht die Mehrheit sein.
So bestätigen viele Betroffene, dass es ihnen hilft, nicht ständig an das Glücksspielen zu denken, seit die Glücksspielangebote (bis auf Lotto und Online-Glücksspiele) geschlossen sind. Selbst das Spielverlangen wird geringer, so dass bei manchem der Gedanke an das Glücksspielen ganz verschwinden kann. Wie ist das zu erklären?
Man kann für das Suchtverlangen das Bild eines Flussbettes nehmen, das derzeit ausgetrocknet wird. Mit jedem spielfreien Tag wird es etwas geringer, der Pegel sinkt im wahrsten Sinne des Wortes.
Dabei hilft die Vorstellung geschlossener Spielcasinos und Spielhallen die Gedanken ans Spielen schneller zu vergessen, weil sie nicht zu realisieren sind. Geschlossene Spielstätten haben keinen „Aufforderungscharakter“ mehr: Man darf sie derzeit schlichtweg vergessen, man verpasst nichts! Das „Flussbett bekommt kein Wasser“.
Weichen die Spieler jetzt auf Online-Glücksspiele aus? Das wird man erst nach der Corona-Krise untersuchen. Zu vermuten ist, dass einige Glücksspieler dies vermehrt tun, jedoch lange nicht alle. Für viele im Bereich des problematischen Glücksspielens wird die „Corona-Zeit“ die Chance für eine spielfreie Zeit bzw. für ein spielfreies Leben bedeuten.
Die Frage also, ob geschlossene Spielstätten, weniger Suchtverlangen, weniger Glücksspielsüchtige und damit weniger Verelendung von Glücksspielern bedeuten, kann man eindeutig mit Ja beantworten – gehören doch die Gruppen der problematischen Glücksspieler/innen, die jetzt nicht mehr spielen können, zu den umsatzstärksten Gruppen für die Glücksspielindustrie.